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Der Long Walk, wo Samy läuft und Cornelius humpelt…

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Der Long Walk, wo Samy läuft und Cornelius humpelt…

Wie Ihr wisst, spielt meine Cosy Crime Serie um Dr. Samantha Wilde in Windsor, kaum eine halbe Stunde von London entfernt und dennoch ganz idyllisch im Grünen gelegen.

In diesem Beitrag werde ich Euch ein kleines bisschen über eines meiner Highlights in Windsor berichten, dem Long Walk. Jeder, der sich für Natur gepaart mit Tradition begeistert, wird ihn lieben, und glaubt mir, Millionen Menschen haben ihn schon einmal gesehen. Zumindest im Fernsehen, bei The Crown auf Netflix oder aber in der Gala, denn genau auf diesem Prachtweg zeigten sich zwei der Menschen von ihrer besten Seite, die in den letzten Jahren wesentlich weniger positiv in der Klatschpresse präsent waren. 


Kleiner Spoiler: von England nach LA…

Der Lon Walk in Windsor

Windsor ist immer eine Reise wert

Windsor ist eine Kleinstadt in Berkshire, sozusagen vor den Toren Londons, bekannt durch das Windsor Castle, dem heutigen Wohnsitz von Königin Elisabeth II. Über das wunderbare Städtchen und das Castle schreibe ich separate Blogartikel, denn es gibt zu viel zu sagen, als dass man alles miteinander vermischen könnte, und wen es ganz besonders interessiert, der kann natürlich auch meine Bücher aus der Samy Serie lesen, denn Samy erkundet Windsor jeden Tag ein bisschen mehr.

In diesem Artikel lasse ich den Long Walk vor Eurem inneren Auge erscheinen und bin sicher, ihr werdet meine Begeisterung nachvollziehen können. Im Mai 2019 gingen Bilder der Prachtstraße um die Welt und Millionen von Menschen waren damals virtuelle Zeugen einer Mega Inszenierung. Doch was hat es mit dieser schnurgeraden Asphaltstraße, die vom Snow Hill aus, wie ein Pfeil auf das imposante Schloss zielt, auf sich?


Adlige hatten stets ein Faible für den Jagdsport

Windsor Castle war für die Herrscher Englands immer von großer Bedeutung, unter anderem, weil der Krone seit jeher ausgedehnte Ländereien um das Schloss herum gehören. Besonders in südlicher Richtung erstreckt sich eine weitläufige Wiesen- und Waldlandschaft, die über Jahrhunderte zu den Jagdgründen der Royals gehörten. Jagen war ein beliebtes Vergnügen und so war es nur selbstverständlich, dass das ländliche Windsor immer im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Inzwischen ist es wohl so, dass selbst die eingefleischtesten Anhänger in royalen Kreisen das Thema Jagd mit anderen Augen sehen, und wir haben in der Vergangenheit sogar erlebt, dass der ein oder andere von ihnen sich komplett davon distanziert hat.

Heute sind die ausgedehnten Flächen um das Schloss vielmehr bekannt dafür, dass es hin und wieder Aufnahmen von der Queen gibt, die dort ihre Hunde ausführt, oder aber von Reitern. Allerdings wird beides zunehmend weniger, denn leider ist Elisabeth II gesundheitlich angeschlagen und nicht mehr gut zu Fuß. Sicherlich erfreut sie sich aber weiterhin an den wunderschönen Anlagen, die eine lange Historie haben.

Für Großbritannien ist der Ärmelkanal immer noch breiter, als der Atlantik

Jacques Baumel

Inspiriert in Frankreich, angelegt im Herzen Englands


Allgemein galt das Verhältnis zwischen Engländern und Franzosen immer als angespannt, was jedoch niemanden daran hinderte, sich auf der anderen Seite des Ärmelkanals Anregungen zu holen;)

1660 war Charles II nach einem Besuch in Frankreich begeistert von dem neu entstehenden Versailles und den dazugehörigen Grünanlagen und wollte unbedingt etwas Ähnliches haben. Er malte sich aus, wie er den Park von Windsor Castle derart aufpeppen konnte und ließ den „Grundstein“ des Long Walks legen. Zwar haben sich seit damals immer wieder Details geändert, wie zum Beispiel die Art und Formation der Bäume, die Befestigung des Weges, doch im Grunde besteht die ganze Pracht seit mehr als 350 Jahren.

Bei der aktuellen Form handelt es sich um eine Doppelallee, die sich wie ein Lineal schnurgerade zwischen dem Schloss und dem sich in der Ferne erhebenden Snow Hill erstreckt. Eingebettet in den Home- und sich daran anschließenden Great Park wurde bereits damals ein Weg von gigantischen Ausmaßen angelegt.

Der Long Walk misst immerhin 4,8 km und ist mit seinen Grünstreifen ganze 80 Meter breit. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, hat es mir die Sprache verschlagen, weil die Dimensionen unglaublich und die Erhabenheit schier atemberaubend sind. Seitdem zieht es mich immer wieder dorthin und meine Protagonistin Samy hat den Long Walk zu ihrer täglichen Joggingstrecke auserkoren – nicht, dass ich selbst auf die Idee käme, tag ein, tag aus (egal bei welchem Wetter) die knapp zehn Kilometer zu rennen. Aber ich liebe den Ausblick und die Ruhe, mit der man dort spazieren gehen kann.

Von König Charles zu Queen Anne und bis heute…

In alten Zeiten war die Anlage sicherlich weniger imposant und startete ihre Karriere als einfacher Reitweg. Doch einige Jahrzehnte später (im Jahr 1710) ließ Queen Anne alles neugestalten und ausbauen. Sie war dafür verantwortlich, dass es ein richtiger Weg, beinahe eine Straße wurde, auf der fortan Kutschen fahren konnten. Ihr war an einem komfortablen Reiseweg gelegen. Damals wurden auf der gesamten Länge 1.652 Ulmen gepflanzt – in zwei Reihen als glamouröse Doppelallee. Daran sieht man, die Menschen haben auch damals danach gestrebt, andere auszustechen. Alleen waren keine Seltenheit, doch Doppelalleen hatten etwas Majestätisches und für eine Königin durfte es keinesfalls weniger sein...

Im Laufe der Zeit wurden die ursprünglichen Ulmen durch Kastanien und Platanen ersetzt – warum das so ist, weiß ich nicht genau. Vielleicht sind diese Bäume robuster, aber vielleicht auch einfach noch beeindruckender.

Und da der Wunsch zu beindruckend und sich zu verewigen niemals endet, haben auch nachfolgende Könige die Anlage des Long Walks noch erweitern lassen. So wartet am Ende der Prachtstraße auf dem Snow Hill, einer kleinen Erhöhung, eine riesige Bronze Statue – das Copper Horse . Die Reiterstatue wurde 1829 von George III in Auftrag gegeben und so platziert, dass man über den Long Walks hinweg einen spektakulären Blick auf das Castle hat, bei gutem Wetter sogar bis auf die Skyline Londons. Historisch gesehen hat das Monument eine düstere Bedeutung, denn der Legende nach ist es genau dort errichtet worden, wo Henry VIII einst auf die Nachricht wartete, dass Anne Boleyn hingerichtet worden war.

Ich persönlich erfreue mich an dem schönen Ausblick und lass die Geschichte dabei außer acht – das ist besser für mein Seelenheil;)

Copper Horse Windsor

Mit der Kutsche geht es immer noch nach Ascot

Heute kann man den Long Walk als einspurige Straße bezeichnen, die sogar auf halber Höhe von der A308, der Landstraße, die von Windsor nach Egham führt, unterbrochen wird. Das tut der Pracht jedoch keinen Abbruch, denn die Erhabenheit der weitläufigen Anlage führt dazu, dass man die Straße lediglich kurz zur Kenntnis nimmt, wenn man sie überquert, und gleich wieder vergisst.

Noch immer wird der Long Walk von der Königin und ihrer Familie genutzt, wenn sie im Juni gemeinsam ganz traditionell in Kutschen zum Pferderennen nach Ascot fahren. Ansonsten sind die wenigen Fahrzeuge, denen man begegnet, die der Ranger, die sich um den Great Park kümmern. Hin und wieder gibt es jedoch Gelegenheiten, wenn die Ruhe einem Spektakel weicht, wenn zum Beispiel anlässlich des Geburtstages von Queen Elizabeth II jährlich 21 Salutschüsse genau dort abgefeuert werden.

Doch meist handelt es sich bei dem Long Walk (nur) um eine äußerst beliebte Flaniermeile, die von Touristen und Einheimischen als Spazierweg oder Joggingstrecke genutzt wird. Fahrräder und Skater sind verboten, stattdessen trifft man viele Familien mit Kinderwagen und Hunden, die über die weitläufigen Wiesen unter den Bäumen tollen. Im Herbst und Winter, wenn Bäume und Sträucher ihr Laub verloren haben, kann man einen Blick auf Frogmore Cottage und andere Gebäude im privaten Teil des Parks erhaschen und sich vorstellen, wie Prinz Charles und Camilla am Kamin sitzen und ein Buch lesen.

Die ausgedehnten Parkanlagen waren dem Duke of Edinburgh, dem verstorbenen Prinz Philip, Ehemann der Königin, besonders ans Herz gewachsen. Er hat sich über viele Jahrzehnte sehr aktiv dafür eingesetzt, dass es besonders den in den Wäldern und Auen in der Nähe des Snow Hills lebenden Rehen und Hirschen an nichts fehlt. Die Herde umfasst ca. 500 Tiere und überquert immer wieder den Weg in beide Richtungen – ein herrliches Spektakel, das ich selbst schon erleben durfte.

Als Harry & Meghan noch Königskinder waren

Der Anlass, der den Long Walk weit über die Grenzen Windsors hinaus bekannt machte, war jedoch ganz anderer Natur. Mich persönlich würde es niemals als Zaungast irgendwohin ziehen, doch viele Engländer lieben ihre Royals und sind immer gerne bereits, lange auszuharren, um selbst einen Blick auf Mitglieder der königlichen Familie zu erhaschen. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass sich 2019 auf der Prachtallee 100.000 Fans und Fernsehteams versammelten, um einen Blick auf Prinz Harry und seine Frau zu werfen, die nach der royalen Hochzeit eine kleine Kutschfahrt über den Long Walk unternahmen.

Allerdings waren die Ausmaße selbst für englischen Verhältnisse gigantisch, niemals zuvor hatte eine derart große Menschenansammlung am Long Walk eingefunden, und noch Tage später waren gigantische Aufbauten der Fernsehsender zu sehen, die Bilder des großen Events um die Welt sendeten. Spätestens seit Fotos und Reportagen davon in allen Hochglanzmagazinen abgebildet waren, ist der Long Walk „berühmt“ und immer öfter begegne ich Menschen, die ihn kennen.

Inzwischen ist von dem ganzen Zinnober Gott sei Dank nichts mehr zu spüren und man kann man wieder ungestörtspazieren gehen und sich vorstellen, wie die Queen oben am Fenster Ihres Wohnzimmers steht und auf ihre Untertanen herab blickt;)


Zerstreuungen am Wegesrand entlang des Long Walk

Für mich ist der Long Walk immer eine Reise wert – egal zu welcher Jahres- und Tageszeit und ich kann Euch nur empfehlen, es euch selbst einmal anzuschauen.

Wer Fußfaul ist, wie mein Protagonist Cornelius, der hat Gelegenheit, sich die ganze Imposanz nur anzuschauen und gleich in einen der beiden Pubs in der Nähe einzukehren.

Die kleine und feine Parkstraße führt entlang der Schloss Mauern zum Hintereingang von Windsor Castle und dem dort beginnenden Long Walk. Gleich am Ende der Straße, unmittelbar vor dem Tor, das bei Anbruch der Dämmerung geschlossen wird, liegt das Two Brewers, einer der urigsten und schönsten Pubs, die ich kenne. Dort kann man einen Sundowner genießen, oder aber gut essen, während man den endlosen Strom von Touristen und Läufern beobachtet, die sich auf den Long Walk begeben.


Wer es jedoch zumindest ein kleines Stück des Weges schafft, der kann ein paar Hundert Meter entfernt im The Windsor Castle einkehren und von da aus beobachten, wie Hunde sich unter den Bäumen gegenseitig jagen und Reisende sich wahlweise mit dem Schloss oder dem Copper Horse im Rücken fotografieren lassen. Beides sind tolle Gaststätten, die den typisch englischen Charme verströmen und auch ein schöner Abschluss, wenn man den gesamten Long Walk bis zum Copper Horse und zurückgelaufen ist.

In meinem aktuellen Buch, Yoga kann tödlich sein, gibt es eine Passage, wo Samy und Cornelius dort einen ausgedehnten Spaziergang machen und sich über die Gebäude unterhalten, die entlang des Weges auf dem Land der Königin zu finden sind. Da erfahrt Ihr noch einiges mehr, und bald werde ich Euch in einem weiteren Artikel über Windsor weitere Insider Tipps geben – also auf nach Windsor!



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